Willkommen zu den NordWest Awards 2024!
29. Januar 2024Netzwerktreffen des Automotive Nordwest e.V. – Ein Blick in die Welt der Innovationen
26. Februar 2024Fördermittel im Fokus
Das embeteco Interview vom Automotive Nordwest e.V.
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts setzte die Regierung sichtlich unter Druck, einen verfassungskonformen Haushalt zu erstellen, da eigentlich verplante 60 Mrd. € fehlten. Daher waren viele Förderprogramme auf dem Prüfstand oder sogar wegen unklarer Haushaltslage gestoppt. Nun
scheint allerdings die Quadratur des Kreises gelungen und ein Haushalts-Entwurf wird aktuell im
Bundestag diskutiert und soll zeitnah beschlossen werden. Unser Automotive Nordwest
Mitgliedsunternehmen embeteco besitzt als Innovationsunternehmen eine hohe Expertise im
Fördermitteldschungel, deshalb freut es uns im folgenden Interview mit Matthias Brucke tiefer in
diese Thematik einzusteigen und zu erfahren, welche konkreten Fördermöglichkeiten es für
Unternehmen aus dem Netzwerk gibt.
Ronald Brandes, ANW:
Herr Brucke, können Sie uns einen kurzen Überblick geben, welche Fördermittel es nach dem Urteil des Verfassungsgerichts und der daraus resultierenden
wirtschaftlich angespannten Lage des Bundeshaushalts aktuell noch gibt und welche gestrichen wurden?
Matthias Brucke, embeteco:
Ein spannendes Thema! embeteco ist ein Innovationsunternehmen und wir sehen unsere Aufgabe darin, unsere Partner und Kunden bei Innovationen zu begleiten und zu helfen,
diese konkret umzusetzen. Da sind Fördermittel oft (aber nicht immer) ein gutes Werkzeug, um zumindest die ökonomischen Schmerzen bei neuen Entwicklungen abzumildern. Daher beobachten wir natürlich aktiv, was so passiert. Ich bin außerdem noch ehrenamtlich Vorsitzender der Kommission Innovation und Förderprogramme des Bundesverbands der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW) und darüber im regelmäßigen Austausch mit den Ministerien, auch um die Sorgen und Nöte des Mittelstandes dort zu Gehör zu bringen.
Die gute Nachricht ist, dass nach turbulenten Zeiten der Ungewissheit etwas mehr Ruhe einkehrt. Zentrale Förderinstrumente, wie z.B. das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) bleiben von Kürzungen verschont und sind sogar in kleinem Umfang aufgestockt werden. Relativ neue Instrumente, wie die Forschungszulage werden sogar ausgebaut. Dies bringt insgesamt Erleichterung und Planungssicherheit für innovative Unternehmen. Leider hat sich der „Fördermitteldschungel“ dadurch nicht wesentlich gelichtet. Es gibt – was gut ist – immer noch eine Vielzahl von interessanten Programmen und abhängig von der Fragestellung ist alleine die Ermittlung von Programmen die in Frage kommen daher mit einem gewissen Aufwand verbunden.
Ronald Brandes, ANW:
Ein wichtiger Punkt: Wie groß ist der Aufwand für die Beantragung von Fördermitteln und welche Aufwände entstehen während des Förderzeitraums?
Matthias Brucke, embeteco:
Da es sich bei Fördermitteln ja um Steuergeld handelt, ist natürlich immer ein gewisser bürokratischer Aufwand vorhanden. Nehmen Sie als Beispiel die Corona-Beihilfen, da musste es schnell gehen und daher hat man die bürokratischen Hürden niedrig gemacht und auf viele Nachprüfungen verzichtet. In der Konsequenz wurden diese Hilfen überdurchschnittlich oft missbraucht und aktuell laufen viele Ermittlungs-Verfahren wegen Subventionsbetrug. Auch in der Fördermittelberater-Szene gibt es schwarze Schafe und Sie können im Netz Werbung finden, in der es heißt „In drei Mausklicks zum Fördergeld“. Meine Position dazu ist: „Fördermittel zu bekommen ist einfach. Die Kunst dabei ist, dass man sie auch rechtswirksam behalten darf“. In der Praxis sollte man daher (analog zur Steuererklärung oder zur Ausgestaltung von Verträgen) für die Beantragung
von Fördermitteln professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Aktuell gibt es z.B. eine entscheidende Veränderung im EU-Beihilferecht (der. AGVO,) die den Aufwand deutlich erhöhen wird: Bisher wurde in den Fördermittelprogrammen ein 100% Overhead pauschal gewährt, ohne dass es einzelner Nachweise bedurfte. Jedoch müssen ab sofort all diese Aufwendungen nachgewiesen werden und der bürokratische Aufwand erhöht sich dadurch immens. Dies kann besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) betreffen, da diese selten so viel Overhead haben und auch mit weniger Kapazitäten für den bürokratischen Aufwand ausgestattet sind und es reduziert die Förderquote.
Ronald Brandes, ANW:
Warum sollten KMUs dann ihrer Meinung nach trotzdem die Chance nutzen und weiterhin Fördermittel beantragen?
Matthias Brucke, embeteco:
Der wohl ausschlaggebendste Punkt ist, dass Programme, wie speziell da s ZIM-Programm vor allem risikobehaftete, technologische Produkte, Dienstleistungen und Verfahren
fördert und wenn ein KMU eine gute Produktidee hat, dann hat es zwei Optionen: Das Unternehmen finanziert das komplette Projekt selbst und trägt im Fall eines Scheiterns das komplette finanzielle Risiko oder man nutzt eine Förderung, so dass ein Teil der Kosten in Form eines nicht zurück zu zahlenden Zuschusses abgedeckt wird. Der entscheidende Punkt dabei ist, dass man die Fördermittel nicht zurückzahlen muss, wen das Projekt technisch scheitert und kein Ergebnis hat. Zurückzahlen muss man nur, wenn man sich (ob absichtlich oder versehentlich) nicht an die formalen Regeln für die Dokumentation hält.
Mit der Forschungszulage gibt es nun sogar ein Instrument, mit dem man einen Zuschuss zu Forschungsaktivitäten beantragen kann, die bis zu 4 Jahre in der Vergangenheit stattgefunden haben. Im Idealfall kann man also so verfahren, dass man sich vergangene Aufwendungen für eine Produktentwicklung über die Forschungszulage subventionieren lässt. Geplante Aufgaben könnte man dann über ein beantragtes ZIM-Projekt fördern lassen und für die Aufwände, die darüber hinausgehen, gibt es ebenfalls wieder die Forschungszulage. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es vom konkreten Fall abhängt, welches die richtigen Instrumente sind, die man als Unternehmer nutzen möchte und kann und das ist dann eben das Spezialwissen und die Erfahrung, die wir mitbringen. Uns ist wichtig, dass unsere Kunden und Partner in der Lage sind, eine informierte Entscheidung zu treffen und verstehen, auf was sie sich einlassen.
Ronald Brandes, ANW :
Lieber Herr Brucke, vielen Dank für das interessante Gespräch und die Informationen. Ich freue mich auch besonders, dass embeteco als Mitglied von ANW das Netzwerk
für den 8.2. nach Oldenburg ins TGO eingeladen hat. Da können Sie sicherlich die vielen Fragen noch detaillierte beantworten.
Matthias Brucke, embeteco :
Lieber Herr Brandes, ebenfalls danke für das Gespräch, ich freue mich auf den 8.2. und darauf möglichst viele Mitglieder von ANW bei uns persönlich begrüßen zu können.
Alle Infos und die Anmeldung finden Sie hier